Die Geschichte von Zádorvár, wie wir sie bisher kennen.
Die ersten archäologischen Funde von Keramik, Werkzeugen und Knochen auf dem Gebiet der Burg Zádor stammen aus der Frühzeit. Auf dem Gebiet der Burg wurde unter der südlichen Mauer bei Ausgrabungen im Jahr 2018 eine große und bisher unbekannte Werkstatt aus dem Neolithikum (v.Chr. 7000-4500) gefunden.
Das erste Steingebäude wird bereits in schriftlichen Quellen aus dem Jahr 1374 erwähnt. Damals ließ Benedek Himfy, der lokale Steuereintreiber von Ludwig I., auf dem Gebiet der heutigen Burg ein Gebäude erbauen. Aber da dieses von Benedek Himfy bebaute Gebiet zum Domstift gehörte, kam es zu einem vierjährigen Rechtsstreit mit dem Domstift, infolgedessen die Familie Himfy das Gebiet verließ.
1382 tauchte die Familie Vezsenyi im Balaton-Oberland auf. Sie erhielten von Maria, der Königin von Ungarn und Kroatien aus dem Geschlecht Anjou, unter anderen auch den Landsitz Barnag, als Anerkennung ihrer Treue. Trotz der zahlreichen neuen Landsitze gab die Familie ihre weiteren Besitztümer in der Nähe von Szolnok nicht auf.
Königin Maria gab László Vezsenyi am 6. Dezember 1384 ihre urkundliche Erlaubnis, eine befestigte Residenz zu errichten. Die Familie Vezsenyi ließ daraufhin im Jahre 1386 die Burg Zádor in ihrer jetzigen Form erbauen. Den Hof der Burg bildete ein 55×60 Meter großes, fast reguläres Viereck. Innerhalb des Gebäudekomplexes befand sich eine Wohnanlage auf der südlichen Seite. Daran wurde die Kapelle angebunden. Die Absis der Kapelle, deren Wölbung einen Viertelkreisbogen bildete, ragte aus der östlichen Mauer heraus. In der Mitte der südlichen Mauer befand sich der Wehrturm. Dieser wurde jedoch vermutlich aus statischen Gründen wieder zugemauert. In der südwestlichen Ecke stand ein weiterer massiver Wehrturm.
Die Familie Vezsenyi ließ die Burg jedoch nicht auf ihrem eigenen Landsitz errichten, sondern auf dem Landgut des Domstiftes. Das Veszprémer (dt. Wesprim/Weißbrunn) Domstift protestierte gegen die Bauarbeiten und ersuchte rechtlichen Beistand. Hiervon zeugt ein urkundlicher Bericht des Domstiftes aus dem Jahre 1386, demzufolge „…László Vezsenyi, der Sohn von Miklós Vezsenyi, den Berg Zabad auf dem Landgut des Domstiftes erobert und darauf eilig eine steinerne Burg errichtet habe…“
Hierauf folgte ein langwieriger Einigungsprozess, in dessen Verlauf die Familie Vezsenyi versuchte, dem Domstift das unrechtmäßig bebaute Landgut abzukaufen. Zeitgleich focht die Nachkommenschaft der Familie Himfy das frühere Abkommen an, das die von ihnen auf dem Landgut angefangenen Baumaßnahmen frühzeitig beendet hatte. Letztendlich wurde der Rechtsstreit um das Landgut zugunsten des Domstiftes entschieden. Im Jahre 1394 forderte der Oberste Richter die Familie Vezsenyi auf, das Landgut umgehend zu räumen.
Die Familie Vezsenyi folgte der Entscheidung des Obersten Richters und verließ die Zádorburg. Bis 1400 ließen sie in dem heutigen Nagyvázsony (dt. Großwaschon) eine neue Residenz errichten – die bis heute erhaltene Burg von Nagyvázsony.
Nach dem Fortgang der Familie Vezsenyi blieb die Burg unbewohnt. Sie blieb auch während der nachfolgenden Jahrhunderte im rechtlichen Sinne herrenlos. Nichts desto trotzt wurde der Gebäudekomplex vermutlich weiter genutzt. 1472 starb das letzte Mitglied der Familie Vezsenyi, somit konnten die Besitzungen der Familie im Balaton-Oberland nicht weiter vererbt werden. Sie wurden von König Mátyás (Matthias Corvinus) an Pál Kinizsi (Paul Kinizsi) weitergegeben. Vermutlich wurde die Burg aus diesem Grund oft als Burg Kinizsi erwähnt und war im Volksmund als solche bekannt, obwohl sie nie zum Besitz der Familie Kinizsi gehörte. Es gibt Gerüchte, die besagen, dass die Burg nach dem Tod von König Matthias eine Weile von böhmischen Hussitensöldnern bewohnt wurde. Der Leiter der Sölndertruppe soll ein ehemaliger Mönch aus dem Kloster von Tihany gewesen sein. Die Raubzüge der Hussiten verbreiteten Schrecken unter den Leibeigenen in der ganzen Gegend. Infolgedessen intervenierte der Burgherr der Burg Nagyvázsony: Er beende
te die Tyrannei und ließ alle Marodeure und ihre Anführer umbringen.
Die Burg hatte keine strategische Rolle, da sie nicht zu dem die Landesgrenzen schützenden Burgsystem gehörte. Vermutlich wurde die Burg informell immer wieder bewohnt und genutzt, doch da die Besitzverhältnisse unverändert blieben, wurden keine Ausbesserungsarbeiten an ihr vorgenommen und der Zustand des Gebäudes verschlechterte sich immer weiter.
Die Burg Zádor gehörte bis zu den 1600er Jahren zu dem Besitzt des Domstifts. Infolge einer Einigung über die Besitzerregelung mit dem Veszprémer Domstift erhielt schließlich Ferdinand III. von Österreich das Landgut einschließlich der Burg. Am 8. Dezember 1649 verschenkte Ferdinand III. mehrere Landgüter an den Grafen István Zichy, darunter auch die Burg Zádor, die damals den Namen Pusztaburg (Pusztavár) trug. Bis 1945 war die Burg Teil des Landgutes der Familie Zichy, das Gebäude blieb jedoch weiterhin ungenutzt und es wurden keine Ausbesserungsarbeiten vorgenommen.
Seit 1394 wurden an der Burg keine Arbeiten vorgenommen. Da die Bausubstanz durch keine größere Schlacht beschädigt wurde, tragen die bis heute erhaltenen Mauern noch die charakteristischen Merkmale der Architektur der 1374-94-er Jahre.
Die Ruine der Zádorburg wurde 1958 zum Denkmal erklärt. Ab 1991 gehörte sie zu dem Besitz der Landgemeinde Pécsely. Im März 2016 übergab die Selbstverwaltung der Landgemeinde Pécsely die Burg zur Nutzung und Entwicklung an die Stiftung für Geschichte und Erinnerung, TEA (Történelmi Emlékekért Alapítvány). Die Stiftung TEA engagiert sich seitdem für die Erhaltung und Restauration der Burg Zádor, für ihre archäologische und touristische Erschließung sowie für die Entwicklung der Infrastruktur in der Umgebung.
Dóra Sági, Florian Rilke